Freitag, 26. September 2014

22.-26. September: Langsam auf den Heimweg - oder doch noch nicht?

Pünktlich bin ich wieder von meiner Dreifachtour zurück beim Hafen in Kristiansand. Da treffe ich auch wieder auf den Österreicher, der mir die Abfahrtszeit der Fähre genannt hatte. Wir kommen ins Gespräch. Er ist fasziniert von meinen Erzählungen vom Norden und Russland. Er stellt mir dann auch seine Familie vor. Sie sind mit zwei Wohnmobilen unterwegs. Und dann war da noch der Hund. Genauer zwei Hunde. Aber der eine ist wirklich speziell. Ein weißer Schweizer Schäferhund! Ich wusste noch nicht einmal das es das gibt. Ein wirklich wunderschönes Tier. Leider habe ich kein Foto gemacht und weiss noch nicht einmal wie die Familie hieß. Also, wenn ihr das lest, meldet Euch bitte und sendet mir ein Bild vom Hund! Danke.
Die Wartezeit bis zur Abfahrt der Fähre geht wie im Flug. Immer neue Leute mit denen ich ins Gespräch komme. Ein älterer Norweger der mit seiner Africa Twin nach Spanien fährt und dort mit einem Kollegen ein paar Touren fährt. Zwei Norweger, einer mit einer Harley, der andere mit einer Victory. Sie haben ein Haus in Malaga und bringen jetzt ihre Bikes runter für den Winter. Im Winter fliegen sie dann immer wieder für verlängerte Wochenenden runter.

Und dann ist da noch ER. Ein Koreaner. Mit einem Honda Roller. Woher? Natürlich aus Korea. Via Japan, Russland, Mongolei usw. Der absolute Knaller!





Die Überfahrt verläuft zum Glück um einiges ruhiger als die Fahrt von den Lofoten nach Bodo. Kurz vor Acht kommen wir in Hirtshals an. Jetzt heißt es im Dunkeln einen Zeltplatz zu finden. Ich fackle nicht lange und fahre in eine Baumallee rein. Ein alter, anscheinend kaum benutzter Feldweg. Ich stelle mein Zelt mitten auf dem Weg auf und leg mich schlafen.

Am nächsten Tag fahre ich durch Dänemark. Immer auf Nebenstrassen. Endlich gibt es auch wieder einen McDonalds! Auch etwas was in Norwegen speziell war. Da sah ich keinen Einzigen.

Ich fahre noch bis Flensburg und dann noch ein Stück weiter bis zu einem Camping an einem Leuchtturm. Doch zuerst gehe ich noch einkaufen in einem Lidl. Ein Paradies im Vergleich zu Norwegen, aber auch Schweden. Hier gibt es alles. Super gute Brötchen: 13 Cent.
Dann der Campingplatz: 7 Euro. Ja, Deutschland hat seine gutem Seiten. Mehr als man denkt! Ich fülle mich sehr wohl hier.

Ich fahre weiter im Norden Richtung Osten. Das Wetter ist wunderbar. Ich schau mir Wismar an. Sehr schön. Einen tollen Camping finde ich auch wieder in Schwaan. Vorher wäre ich fast noch nach Kamerun gefahren...



Am folgenden Tag bin ich schon fast zu Hause, in Tessin.

Meine Ansicht auf die Insel Rügen oder wenigstens nach Usedom zu fahren, macht der dunkle Himmel zu nichte. Ich versuche mir noch dem Unheil, dem Regen so lange wie möglich zu entkommen. Dies führt mich nach Süden. Doch irgendwann ist es soweit. Ich komme in dem Regen. Und zwar richtig. Ich kann meinen Regenkombi gar nicht so schnell anziehen wie es regnet. Dann bricht sich noch der Reißverschluss. Prima. Ich bin nass bis auf die Unterhose. Heute muss ein Zimmer oder Hotel drinliegen. Alles ist nass. Wah...

In Strasburg finde ich im Wasserturm ein tolles Zimmer und ein griechisches Restaurant. So lässt sich auch mit Regen leben. Morgen soll es nochmal schlecht Wetter geben, dann soll es wieder besser werden.

Ich fahre heute wieder nach dem Himmel. Die wenigsten Wolken sehe ich Richtung Polen. Bei Schwedt fahre ich nach Polen hinüber. Ich fahre kleinste Strassen. Oft durch wahre Tunnels aus Bäumen. Wunderschön. Die Dörfer sind dann verglichen mit Ostdeutschland schon sehr zerfallen. Immer wieder sieht man aber sehr schöne neue Häuser.

Der Regen holt mich auch heute am frühen Nachmittag ein. Nicht mehr so ein starker Regen wie gestern. Eher ein Sprühregen. Ganz fein. Zelt? Nein danke. Etwas südlich von Eisenstadt - der Name ist Programm und das ganze Industriegebiet abgeriegelt, Mr. Metall, äh Mittal hat das Sagen - finde ich ein Bijou von einem Hotel. Hoffe das Wetter wird jetzt wirklich wieder besser, und ich kann bald wieder günstiger übernachten.
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Mittwoch, 24. September 2014

17. - 22. September: Hoch und Tief

Wenn ich Norwegen höre, dann kommen mir zwei Bilder bzw. Highlights in den Sinn: Preikestolen, die 600 Meter hohe Felsplattform und Kjerag, der eingeklemmte Stein. Diese will ich jetzt also doch sehen, denn langsam gefällt es mir in Norwegen!

Doch die Fahrt dahin ist weit. Beide Sehenswürdigkeiten liegen ziemlich weit im Süden, aber wenigstens recht nahe beieinander. Den ersten Tag fahre ich durch Fjorde (wie könnte es auch anders sein), über wunderbare Passstrassen und sogar durch eine Obstregion. Äpfel, Birnen und Trauben werden angepflanzt. Wer hätte das gedacht!?

Am ersten Abend komme ich zum Ausgangspunkt der Wanderung zur "Trolltunga". 10 Stunden soll die Wanderung dauern. Das und vorallem dass ich nirgends campen kann, schrecken mich von dieser Wanderung ab. (wie ernst diese Zeitangaben zu nehmen sind werde ich später noch erfahren...) Ich fahre weiter und finde einen schönen Übernachtungsplatz in der Nähe eines Wasserfalles.

Durch Schluchten, entlang von Fjorden, über Gebirgsstrassen und mit einigen Fährpassagen gelange ich am späten Nachmittag des nächsten Tages am Besucherparkplatz des Preikestolen ein. Wanderzeit 2 Stunden für eingeben Weg. Lohnt sich das jetzt noch? Es ist immerhin schon nach halb vier.

Ich beschliesse mit Ultraleicht Ausrüstung "den Gipfel zu bezwingen". Das heißt ich nehme praktisch nichts mit. Ich parke meine Super Tenere irgendwo an der Straße neben einem Parkverbot Schild und gehe los. Ich bin sehr zügig unterwegs oder die anderen sehr, sehr langsam. Unterwegs treffe ich auf einen Trupp Nepalesen, die die Wege unterhalten, reparieren oder teils neu bauen. Alles nur mit Muskelkraft ohne Maschinen. Harte Kerle!

Nach 45 Minuten bin ich oben angelangt. Soviel also zu den Zeitangaben.

Ich glaube meinen Augen nicht zu trauen. Da haben doch tatsächlich drei wild aussehende Typen eine Art "Slagline" von einen Fels zum Preikestolen gespannt. Etwa 20-30 Meter lang. Das will ich sehen. Ich frage ob sie Norweger seien. Nein, Italiener. Sie wissen, sie sehen nicht aus wie Italiener... "Miar saans ausm Südtirol". Die drei sind in Norwegen unterwegs und machen nur so Zeug. Seit drei Tagen sind sie hier am Preikestolen. Morgen gehen sie wieder auf den Heimweg. Eine letzte Vorstellung gibt mir Tobias noch. Ich fotografiere und filme. Es ist unglaublich mit welcher Sicherheit und Ruhe der Kerl da raus läuft. Natürlich ist er gesichert, aber trotzdem, unter ihm geht es 600 Meter in die Tiefe. Für mich wäre es nichts, obwohl ich momentan keinen großen Schwindel habe.

Ich gehe dann auch noch auf das Plateau als ich auf einmal Rufe von weiter oben höre. Es sind vier Russen welche ich gestern schon am einer Fähre getroffen habe. Sie arbeiten alle schon lange in Norwegen, haben sich aber erst in Trondheim kennengelernt. Sehr nette Zeitgenossen. Wir steigen dann zusammen ab. Vielleicht sehen wir uns ja morgen nochmal beim Kjerag. Wer weiß...
Am folgenden Morgen ist also der Weg zum Kjerag angesagt. Leider ist es nicht so einfach auf der anderen Talseite dahin zufahren, wie mir ein Norweger gestern auf dem Preikestolen gesagt hat. Ich muss einen riesigen Umweg machen und erreiche um Mittag den Ausgangspunkt. Diesmal geht es zuerst recht steil über Felsplatten hoch. Strenger als gestern.

Die ganze Zeit hört man einen Helikopter. Als ich ihn dann sehe weiß ich was er transportiert: Steine für die Wegbauarbeiten der Sherpas. Wahnsinn, der Heli fliegt den ganzen Tag. Ununterbrochen. Was das kosten mag? Und wieviel bekommen die Sherpas bezahlt für diesen Knochenjob???

Nach ziemlich genau einer Stunde (2,5 h Angabe für einen Weg) stehe ich vor dem Stein. Und bald auch schon oben drauf. Ein gutes Gefühl ohne Schwindel!

Auf dem Rückweg treffe ich wen? Richtig, meine russischen Freunde.

Ich fahre weiter. Das Radlager hat sich heute etwas stärker zu Wort gemeldet. Ab und zu versetzte es mir das Rad richtig. Blödes Gefühl beim ständigen Kurven fahren...

Ich will jetzt nur noch nach Kristiansand, um da die Fähre nehmen zu können. Doch dazu kommt es nicht mehr. Auf jetzt zum Glück mehrheitlich gerade Strasse bricht das Lager völlig auseinander. Das Rad schlingert wie wild. Ich bleibe erstaunlich ruhig und fahre ein Stück bis zu einem Platz wo ich mein Zelt aufstellen kann. Zu allem Überfluss ist mein Handyguthaben auch noch erschöpft. Danke Beate fürs aufladen!

Was mache ich jetzt? Mich ins nächste Dorf retten? 20 Kilometer. Wahrscheinlich würde ich dabei auch noch die Radnabe beschädigen. Ich beschliesse den TCS anzurufen. Schließlich habe ich ja extra den ETI-Schutzbrief gemacht. Naja, eigentlich brauchte ich den nur fürs Russland Visum. Dachte ich...

Ein Anruf beim TCS und alles geht sehr schnell. Nicht mal eine Stunde danach werde ich von Herr Lantz abgeholt. Er hat eine Garage im nächsten Ort und ist Motorradfahrer! Welches Glück! Weil Samstag ist muss ich aber bis Montag warten bis wir etwas machen können. Ich kann auf dem Garagengelände mein Zelt aufschlagen und einen Service am Motorrad machen. Da der TCS den Campingplatz bezahlt, ziehe ich dann doch für die zwei Tage um in eine Hütte.

Am Montagmorgen kann ich dann gleich selbst meine Sache reparieren. Im Geschäft gleich daneben bekomme ich auch das passende Lager, so dass ich nach nicht einmal einer Stunde wieder auf Achse bin.

Ich packe rasch meine ganzen Sachen im Camping zusammen, bezahle und nichts wie ab nach Kristiansand auf die Fähre. 60 Kilometer, die ich heute dreimal fahre, denn in Kristiansand merke ich, dass der Schlüssel der Cabin immer noch in meiner Hosentasche ist... Da die Fähre erst um 16.30 fährt und es gerade mal 12 Uhr ist, geht sich das auch locker aus. Ich hätte sonst sowieso nicht gewusst was mit der Wartezeit anzufangen....












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Sonntag, 21. September 2014

14.-16. September: Norwegen, teilweise Versöhnung

Der Empfang gestern in Norwegen war ja nicht sehr viel anders als der Abschied beim letzten Besuch. Regen.

Heute zeigt sich der Himmel aber schon deutlich schöner, weshalb ich mich doch beschliesse in Norwegen weiter Richtung Süden zu reisen, anstatt schon heute wieder zurück nach Schweden zu fahren.

Ich bin nicht gerade in einer wohlwollenden Stimmung gegenüber diesem Land. Schon gestern musste ich auf einer Straße wieder "Wegzoll" bezahlen. Heute in der Umgebung von Trondheim wimmelt es nur so von gebührenpflichtigen Strassen. Die Landschaft ist etwa mit dem Oberaargau zu vergleichen. Ich umfahre Trondheim großräumig. Irgendwann kommen wieder die Fjorde. Ich beschliesse eine kleine Strasse zu nehmen, nur das ich nicht einem dieser unendlich scheinenden Fjorde entlangfahren muss. Dies stellt sich als Glücksgriff heraus. Ich fahre in einen Nationalpark hoch hinauf auf eine Hochebene. Oben findet sich sogar ein Zeltplatz mi einer schönen Hütte für weniger als 10 Franken. Für Norwegen sehr, sehr wenig.

Auf der Fahrt nach oben höre ich immer wieder ein Geräusch vom Hinterrad. Ich spanne am Abend die Kette und erkenne dabei auch dass das Radlager ziemlich viel Spiel hat. 8000 Kilometer Schotter und teils schlechte Strassen haben hier ihre Spuren hinterlassen. Ich hoffe doch das hält noch bis Deutschland, denn hier finden sich nicht gerade viele Werkstätten und vom Preisniveau wollen wir ja gar nicht reden...

Die Fahrt am nächsten Tag führt mich zuerst weiter über die Hochebene. Der Weg ins Tal führt über eine steil abfallende Schotterstrasse mit einem stockdunkeln Kehrtunnel. Sicher eines der Highlights vom Fahrerischen her.

Ein weiteres Motorrad Highlight soll die Trollstigen darstellen, die ich am Abend erreiche. Ganz nett, aber nie zu vergleichen mit z.B. dem Stelvio. Ich fahre einmal mit Kamera hoch, schau mir das ganze von oben an und fahre dann nochmal hinunter. Unten kann ich dann gleich noch zwei Basejumper zuschauen, welche von einem angrenzenden Fels springen. Die zweite geplante Kamerafahrt fällt dann trotz besserem Licht aus. Auf GoPro ist einfach kein Verlass...

Okay, Trollstigen war jetzt nicht so der Hammer. Deshalb soll es das Geiranger Fjord heute wieder rausreissen.

Doch auch da werde ich enttäuscht. Vielleicht wenn da ein schönes großes Schiff durch den Fjord hereinfährt, schaut das ganz nett aus.

Die anschließende Fahrt entschädigt dann aber. Toll Landschaft, wunderschöne Strasse. Ich fahre noch auf einen Pass wo ich auf 1450 m.ü.M. übernachte. Ein wunderschöner Abend und eine gar nicht so kalte Nacht.
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