Dienstag, 27. Januar 2015

2014 - Frühlingstour Balkan - Griechenland (noch in Bearbeitung!)

Balkan April 2014 
Letzten Herbst auf unserer kurzen Slowenien-Tour haben mein Kollege Ivan und ich gesagt: "wie schön wäre es jetzt doch einfach weiter zu fahren durch die ehemaligen Länder Jugoslawiens bis nach Griechenland runter!". Nun, zuhause angekommen, planten wir schon diesen Trip. Wobei von Planen kann nicht gross die Rede sein. Wir wussten einfach, dass wir von Igoumeniza mit der Fähre zurückfahren wollen. That's it!

Österreich
Bei noch recht passabler, aber eher kühler Witterung ging es also im Prättigau los. Zuerst wollten wir möglichst schnell durch Österreich durch kommen, um in Slowenien dann einen Gang zurück zuschalten. Ich hasse nichts mehr als Autobahnfahrerei mit dem Motorrad oder allgemein wenn ich auf Reisen bin. Nach der ersten Hatz durch den Arlbergtunnel, an Innsbruck vorbei, erreichten wir am Abend Lienz. Dies schon bei sehr frischen Temperaturen, worauf wir uns entschlossen ein Hotel zu nehmen. Das fängt ja gut an! Ich wollte eigentlich im Hinblick auf meine Nordkap-Tour im Sommer/Herbst schon mal versuchen so günstig wie möglich zu übernachten, sprich wenn immer möglich irgendwo wild, im Zelt. Gut geschlafen habe ich wenigstens. Ein Wunder nach dem Riesen-Schnitzel...


Slowenien
Die Fortsetzung durchs Gailtal nach Italien und dann über den Predil-Pass war dann noch etwas frischer als der erste Tag. Ivan meinte noch: "du wirst noch zu heiss bekommen auf dieser Tour! Im Süden werden wir Temperaturen wie im Sommer haben." Ob er wirklich Recht damit hatte? Wir werden es  sehen.


In Slowenien angekommen, konnten wir es doch gemütlicher nehmen. Wie immer wunderbare Strassen und dazu fast kein Verkehr - einfach ein Traum. Die kalten Witterungen trieben uns aber auch hier weiter nach Süden. Anscheinend muss ein heftiger Sturm übers Land gezogen sein, denn massenweise Baumwipfel waren auf den obersten 2-3 Meter einfach umgeknickt. Wie wild der Sturm gewesen sein musste, sahen wir dann, als dieses Band der Verwüstung des Waldes  uns bis nach Kroatien begleitet hat.


Kroatien
Wegen den immer noch kühlen Temperaturen und der Ungewissheit über die Distanz, die wir bis Griechenland noch zurücklegen müssen, fuhren wir direkt weiter nach Kroatien. Über einen kleinen Grenzübergang kommen wir bei Nieselregen ohne Probleme nach Kroatien rein. Durch eine wunderschöne, einsame Gebirgslandschaft fahren wir bis Delnice. Leider gibt es hier keine richtige Verpflegungsmöglichkeit, so dass wir noch ein Stück weiter fahren und an einer Gaststätte am Strassenrand einkehren. Genau zum richtigen Zeitpunkt: es beginnt zu Schütten als gäbe es kein Morgen mehr. Wir sitzen das Gewitter bei Ćevapčići und anderem grilliertem Fleisch aus.
Von meinem Gefühl her sind wir viel zu schnell unterwegs. Vorallem das Wetter und Ivan's Vorhersage betreffend sommerlichem Wetter im Süden, treibt uns weiter. So erreichen wir an diesem Abend noch die Plitvizer Seen. Für mich schon der dritte Besuch.
Wir quartieren uns auch hier wieder in einem Hotel ein. Irgendwas mit Winnetou. So sah es dann auch aus. Ziemlich kitschig. Der für mich schon zur Gewohnheit gewordene Rundgang durch den Plitvizer Nationalpark war wieder sehr schön. Es ist schon fantastisch welche Landschaft hier das Wasser geformt hat. Es verändert sich auch immer wieder. Das nächste Mal muss ich mal im Winter hierher kommen!
Weiter führt uns der Weg durch ein Gebiet welches sehr stark vom Balkankrieg betroffen war. Ein ganzes Tal, in welchem Spuren des Krieges an jeder Ecke förmlich zu spüren waren. Verlassene Dörfer, Gräber von ganzen Dörfern, verlassene und zerschossene Gehöfte. Eine sehr bedrückende Stimmung überkommt mich. Ich stelle mir vor wie es für Familien auf einem abseits gelegenen Bauerhof gewesen sein muss, als die Truppen zu ihrem Hof zogen. Sehr traurig und unverständlich. Doch so nahe von uns entfernt. Dies wird auch bewusst: wie nahe der Krieg doch war.
Wir lassen dieses Tal der Bedrückung hinter uns und fahren eine wunderschöne Serpentinenstrasse ans Meer hinunter. Jetzt sind wir also auf dieser "Traumstrasse", der Adria Magistrale. Wunderbar schmiegen sich die Kurven an die rauhe Küste an. Entgegen den Erwartungen haben wir auch hier praktisch keinen Verkehr. Ja gut, wir sind nicht in der Hochsaison unterwegs und die Hauptroute in den Süden führt nun über die Autobahn. Wir übernachten in Starigrad auf einem Campingplatz. Endlich im Zelt, wenn auch nicht kostenlos.
Unser Abendessen in der Stadt oder dem Dorf verdient es erwähnt zu werden. Wunderbare Portionen grillierter Fisch. Dann noch ein Kaffee auf Kosten des Hauses und zum Schluss noch einen Slibowitz. Gastfreundschaft pur!
Die Nacht wird dann nicht mehr ganz so gemütlich wie die Nächte zuvor im Hotel. Ein Gewitter zieht auf und es kracht und donnert im Sekundentakt. Zwei Stunden lang. Ich zähle die Sekunden. Das Gewitter kommt näher, zieht wieder weg, kommt wieder näher. Irgendwann schlägt es dann auch ins direkt neben uns gelegene Meer ein. Zum Zählen bleibt mir keine Zeit mehr...
Das Zelt hält dem prasselnden Dauerregen sehr gut stand. Meiner Luftmatratze von Polo - dachte eine billige genügt hier mit dem Motorrad - geht schon ziemlich schnell die Luft aus. Dies beim zweitenmal benutzen. Das nenne ich mal Qualität!
Am nächsten Tag wollen wir etwas ins Landesinnere, da das Wetter am Meer nicht wirklich gut ist und es ziemlich stark windet. Wir fahren zuerst noch etwas dem Meer entlang. Wir wollen dann links in Richtung des Dorfes Obrovac. Es hat enormen Seitenwind, so dass wir nur langsam fahren können und uns richtig auf die Seite legen müssen, um nicht umgestossen zu werden. Dann: Polizei! Natürlich nehmen sie uns raus. Sie sagen uns, dass es verboten sei hier mit dem Motorrad zu fahren, wegen des starken Windes. Toll und jetzt? Wir müssen umkehren und den ganzen Weg zurück. Diesmal müssen wir uns einfach auf die andere Seite legen... Wenigstens wollten die Polizisten nichts von einer Busse wissen.
Wir fahren also einen Umweg von ca. 30 Kilometer anstelle den 2-3 Kilometer die es noch bis Obrovac gewesen wären. Naja, wir haben ja Zeit.
Der Wind ist nicht nur lästig wegen der verkrampften Fahrweise die er uns aufzwingt. Nein, er ist auch kalt. Endlich in Obrovac angekommen, setzen wir uns also direkt in das erstbeste Cafe. Als wir wieder weiter wollen, kommt wie so oft wieder ein älterer Herr zu uns und fragt uns in bestem Deutsch, woher wir kommen, wohin es geht usw.
Jetzt geht es hoch in die Küstenberge. Wir hoffen da dem Wind zu entkommen. Schaffen wir mit der Zeit auch, doch dafür ist es umso kälter. Auf dem Pass und im Hochtal dahinter hat es sogar frischen Schnee. Was hat Ivan in Österreich doch gesagt? Du wirst noch in den Sommer kommen! Okay, das ist aber eher Winter...
Wir fahren das Hochtal entlang. Schön, aber sehr kalt. In Knin machen wir wieder eine Kaffeepause, besser gesagt eine Aufwärmpause. Hier im Hinterland sieht man einen deutlichen Unterschied zu den Städten und Dörfern an der Küste. Zum Teil sehr trist. Dafür authentisch, kein Tourismus Glemmer.
Unser Weg führt uns weiter nach Süden. Entlang eines schönen Stausees. Gegen Abend wollen wir unser Glück doch nochmals an der Küste suchen. Die Kälte sitzt tief in uns. Heute Zelten? Nein danke!
Wir winden uns über tolle Serpentinen runter auf die Magistrale. Das erste grössere Dorf ist Makarska. Ivan's Schwester hat uns dieses Fischerdörfchen empfohlen. Es sei wunderschön. Sie war während des Krieges hier. Nun, aus dem kleinen Fischerdörfchen ist eine kleine Stadt geworden. Die Suche nach einem Quartier geht recht einfach. Ivan fragt bei einem Haus wo "sobe" ausgeschrieben ist. Während dessen komme ich mit einem alten Mann ins Gespräch. Er habe auch Zimmer zu vermieten. Da Ivan's "sobe" nicht allzu gut gewesen ist, schauen wir mal vorbei. Perfekt. Die Frau redet und redet und schenkt uns ein grosses Wasserglas randvoll mit Slibowitz hin. Wir trinken natürlich artig. Wir sind schon besoffen, als sie uns endlich alleine lässt. Gastfreundschaft wird wirklich gross geschrieben hier in Kroatien. Vorallem in der Nebensaison.
Am Abend gehen wir in eine Pizzeria essen. Als wir so im Lokal sitzen und zum Fenster rausschauen glauben wir kaum was wir hier sehen. Es hat zu regnen begonnen. Das ginge ja noch, aber der Regen fällt nicht einfach senkrecht auf den Boden. Er schiesst praktisch waagrecht dahin. Es stürmt wie verrückt. Wir bleiben sitzen und machen uns noch über die Leute lustig, welche sich an Zäunen und Gittern festhalten um nicht umgestossen zu werden. Irgendwann müssen wir dann auch in unser Zimmer. Der Wind hat etwas nachgelassen, aber man muss richtig dagegen ankämpfen um vorwärts zu kommen.
Am nächsten Morgen dann das böse Erwachen. Es windet immer noch wie verrückt. Man muss sich wirklich an Geländern festhalten, sonst schmeisst es dich um. So etwas haben wir beide noch nie erlebt. Weiterfahren mit dem Motorrad? Unmöglich.
Anscheinend kommt es hier in Makarska sehr oft vor das der Wind so stürmisch ist. Die sogenannte Bora, ein Fallwind der von den Küstenbergen auf das Meer herunterstürzt, ist hier besonders stark. Es gibt drei Orte wo diese Winde besonders heftig sind. Makarska ist einer davon...
Es bleibt uns also nichts anderes übrig als zu warten und unser Glück am Nachmittag erneut zu versuchen. Dank diesem enormen Wind kommen wir in den Genuss, den alten Teil von Makarska und den Hafen zu sehen. Wirklich ein wunderschönes Dorf und ein Hafen wie aus dem Bilderbuch.
Am Nachmittag hat sich der Wind schon ziemlich gelegt und wir wagen es loszufahren. An einer Kreuzung wo wir kurz anhalten müssen, schmeisst es uns beide fast um. Sehr vorsichtig fahren wir wie auf Eiern aus der Stadt hinaus. Etwa fünf Kilometer weiter ist alles vorbei. Beinahe windstill. Das war vielleicht ein Erlebnis!

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